Pater-Henkes-Gedenkfahrt nach Dachau und München: Ein Reisetagebuch

Tag 1: Anreise und Vorbereitung

Am 19. Februar 2025 begann die Reise für 22 Schülerinnen und Schüler von unterschiedlichen Schulen, darunter u.a. das Johannes-Gymnasium, die Schönstätter Marienschule und das Görres-Gymnasium, zu einer Pater-Richard-Henkes-Gedenkfahrt nach München und Dachau. Vom Görres-Gymnasium begleiteten vier Schüler aus der Klassenstufe zehn sowie Frau Friedrich die Fahrt. Zuvor hatten wir uns intensiv mit dem außergewöhnlichen Leben von Pater Richard Henkes im Religionsunterricht auseinandergesetzt. Die ganze Fahrt wurde vom Bistum Limburg zum 80-jährigen Todestag von Pater Richard Henkes organisiert und geplant, der aus dem Bistum stammte. Nach einer langen Anreise kamen wir im Schloss Fürstenried in München an, wo wir uns beim gemeinsamen Abendessen und Kennenlernspielen besser untereinander austauschten. In einer Ansprache stellte Martin Ramb (Bistum Limburg) die Reise vor. Bereits an diesem Abend spürten wir, dass uns in den kommenden Tagen eine intensive und emotionale Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit bevorstand.

Tag 2: Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau

Der Höhepunkt des zweiten Tages war der Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau. Das ehemalige Konzentrationslager, das 1933 als erstes offiziell eröffnet wurde, diente ursprünglich der Inhaftierung politischer Gegner des Nazi-Regimes. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Opfergruppen dazu, darunter Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, Menschen mit Behinderungen sowie Geistliche wie Pater Richard Henkes. Die Führung zeigte uns das Ausmaß der Dehumanisierung der Häftlinge. Der Appellplatz mit dem Tor „Arbeit macht frei“ hinterließ einen besonders bedrückenden Eindruck. Die Bedingungen im Lager waren erschreckend: Häftlinge wurden wie „Zitronen“ ausgepresst und nach der Arbeit oft getötet, sobald sie nicht mehr nutzbar waren. Besonders bewegend war die Geschichte von Pater Richard Henkes, der in Dachau als Geistlicher inhaftiert wurde. Er kritisierte die SS und wurde deshalb ins Lager gebracht. In Dachau ließ er sich während einer Typhusepidemie freiwillig in die Quarantänebaracke einweisen, um den kranken Mitgefangenen zu helfen. Er starb 1945 selbst an Typhus und wurde 2019 seliggesprochen.

Am Abend reflektierten wir in der Versöhnungskirche auf dem Gelände der Gedenkstätte das Erlebte. Die zentrale Botschaft lautete: „Nie wieder!“ – ein Aufruf, das Gedenken wach zu halten und aus der Vergangenheit zu lernen.

Ausstellung und Theaterstück

Ein weiterer Höhepunkt war die Ausstellung „Und wenn die Wahrheit mich vernichtet“ zur Graphic Documentary über Pater Henkes. In der Ausstellung erfuhren wir mehr über sein Leben und sein selbstloses Handeln im KZ Dachau. Später erlebten wir das Theaterstück „Abgerungen“, das sich mit dem Leben von Pater Henkes und seinem Engagement während des Nationalsozialismus beschäftigte. Das Stück stellte uns die Frage, ob wir uns selbst für das Wohl anderer opfern würden – eine Frage, die uns auch nach der Vorstellung beschäftigte.

Herr Ramb überreicht stellvertretend für uns alle Diakon Schleicher, der uns geleitet hatte, eine Königsfigur von Ralf Knoblauch – ein Symbol für Menschenwürde und Frieden.

Tag 3: NS-Dokumentationszentrum München

Der dritte Tag führte uns in das NS-Dokumentationszentrum in München, wo wir mehr über die Ursprünge des Nationalsozialismus erfuhren. München war die „Stadt der Bewegung“ und das Zentrum der NSDAP. Hier begannen die ersten Schritte, die letztlich zum Zweiten Weltkrieg führten. Besonders erschreckend war die Erkenntnis, wie sehr die Nazis von der Unterstützung reicher und gebildeter Kreise profitierten und wie sie die Demokratie und gesellschaftliche Ordnung untergruben.

Bild links: Führung durch das NS-Dokumentationszentrum. Bild rechts: Zitat eines überlebenden KZ-Häftlings.

Reflexion und Ausklang

Diese Gedenkfahrt war mehr als nur eine Besichtigung historischer Stätten. Sie regte uns dazu an, über unsere Verantwortung in der Gegenwart nachzudenken. Es wurde deutlich, dass es nicht nur Täter und Opfer gab, sondern auch viele, die wegschauten und nichts unternahmen. Besonders eindrucksvoll war die Erkenntnis, dass der Nationalsozialismus nicht nur ein Problem der Vergangenheit ist. Auch heute noch gibt es Gruppierungen, die ähnliche Ideologien verbreiten. „Nie wieder“ muss heute genauso gelten wie damals, um solche Gräueltaten zu verhindern.

Schlussgedanken

Die Fahrt hat uns die Grausamkeit und Unmenschlichkeit des Nazi-Regimes nähergebracht und uns gezeigt, wie wichtig es ist, die Erinnerung zu bewahren. Wir haben gelernt, dass es nicht nur „die Bösen“ und „die Opfer“ gab, sondern auch viele, die sich nicht stellten. Der wichtigste Gedanke, den wir mitnehmen: „Nie wieder!“ – eine Mahnung, aus der Geschichte zu lernen und nicht wegzusehen, wenn Unrecht geschieht.

Von Jonas, Jonas, Antonio und Simeon (Kl. 10) und Giovanni (St. Franziskus-Realschule)