Darum Latein!

Argument 1:

Latein vermittelt methodische Grundlagen: Im Fach Latein schulen wir die Fähigkeit zur Analyse und stützen das sprachliche Ausdrucksvermögen, auch und gerade in der Muttersprache Deutsch. Latein fördert auch das logische Denken und die Bemühung um Genauigkeit und Gründlichkeit – in gewisser Weise ein Kontrastprogramm zur Welt von Smartphone, Tablet und Co!

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Im Unterschied zu den modernen Fremdsprachen ist das Hauptziel des Lateinunterrichts nicht das aktive Sprechen und das Hörverstehen, sondern ein analytisches Annähern an das Phänomen „Sprache“ an sich. Damit schult der Lateinunterricht Basisqualifikationen, d.h. Fertigkeiten und methodische Kompetenzen, die man auch auf anderen Gebieten gebrauchen kann.

Diese Art der Sprachbetrachtung schult besonders die Fähigkeit, theoretisch zu analysieren. Indem die Schülerinnen und Schüler die Fremdsprache neu kennen lernen und reflektieren und sich so dann auch über ihre eigene Muttersprache Gedanken machen, schärfen sie ihre Analysefähigkeit, und zwar an einem sprachlichen, nicht einem mathematischen oder naturwissenschaftlichen Beispiel. Sie erkennen im Sinne einer Fremderfahrung: Die lateinische Sprache als sogenannte agglutinierende Sprache (wie das heutige Türkische oder Finnische) vermittelt sprachliche Informationen vor allem über die Endungen der Wörter. Mit dieser Erkenntnis beginnen die Schüler, eine Sensibilität für den sprachlichen Ausdruck an sich zu entwickeln. So schulen sie auch die Ausdrucksfähigkeit innerhalb der deutschen Sprache.

Zentrum des Lateinunterrichtes ist aber vor allem die Satz- und Texterschließung, d.h. die grammatische Analyse mit anschließender Übertragung ins Deutsche. Latein fördert so das logische Denken. Wir unterstützen dies durch unsere Unterrichtsmethodik, indem wir bei der Neueinführung grammatischer Phänomene vor allem induktiv vorgehen, das heißt indem wir grammatische Erscheinungen, die wir erarbeiten, nicht einfach an die Tafel schreiben und auswendig lernen lassen, sondern die Kinder selbstständig erschließen lassen, was hier eigentlich neu ist.

Indem wir als Ziel des Unterrichts einen lateinischen Text ins Deutsche übersetzen lassen, schulen wir Genauigkeit und Gründlichkeit. Es geht nicht nur um ein ungefähres Textverständnis, wie es in den modernen Fremdsprachen in einigen Unterrichtsphasen schon ausreicht, sondern um eine genaue Übersetzung.

Argument 2:

Latein ist der Schlüssel für viele moderne europäische Fremdsprachen: Das lateinische Basisvokabular hilft den Schülerinnen und Schülern dabei, moderne romanische Sprachen zu erlernen. Aber auch die englische Hochsprache leitet bis zu 60 % der Vokabeln aus dem Lateinischen ab.

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In der ersten Phase des Lateinunterrichts, der Spracherwerbsphase von Klasse 5-9 (1. Halbjahr) erarbeiten sich die Schülerinnen und Schüler nach und nach das lateinische Basisvokabular (ca. 1250 lateinische Wörter). Die Sprachen, die in Europa auf dem Gebiet des ehemaligen imperium Romanum gesprochen werden, die sogenannten romanischen Sprachen (Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Rumänisch, (Rätoromanisch im Kanton Graubünden / Schweiz)), entnehmen dem Lateinischen mehr als 90 % ihres Vokabulars und behalten auch das Sprachsystem grundsätzlich bei. Auch das Englische ist aus historischen Gründen vom Lateinischen stark beeinflusst: Nach der Eroberung im Jahre 1066 importierte die neue Herrscherschicht der Normannen ihre romanische Sprache (Altfranzösisch) ins Gebiet der germanisch geprägten Angelsachsen. So kommt es, dass insbesondere Ausdrücke der englischen Hochsprache aus dem Lateinischen abgeleitet sind (bis zu 60 %!).

Dieses Argument ist also praktischer Natur: Die Schülerinnen und Schüler können die modernen romanischen Sprachen viel leichter und schneller erlernen, wenn sie vorher Latein gehabt haben: So ist es möglich, Vokabeln zu vernetzen und sogar selbst abzuleiten.

Argument 3:

Latein ist das Tor zur europäischen Kultur: Die antiken Sagen, die lateinische Literatur und die Geschichte und Philosophie der Antike sind zentrale Themen im Lateinunterricht, von Anfang an. Da die gesamte europäische Kultur sich seit 2000 Jahren immer wieder auf diese Themen bezieht, vermittelt Latein den Kindern kulturelles Wissen über Europa, ein wichtiges Rüstzeug auch und gerade für die Begegnung mit außereuropäischen Kulturen.

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Die lateinische Literatur wurde in ihren Hauptwerken über Jahrhunderte immer wieder in der Schule und an den Universitäten gelesen. Sie erlangte so eine zentrale Bedeutung für die europäische Kultur. Alle modernen Literaturen des europäischen Raumes orientierten sich an dem, was römische und lateinische Autoren in der Antike geschrieben hatten – ob die Schriftsteller es nun nachahmten oder weiter entwickelten oder sich gar davon absetzten.

So führt die Lektüre lateinischer Texte die Schülerinnen und Schüler ins Zentrum des europäischen Denkens, an die Mythen, das historische Wissen und die grundsätzlichen philosophischen Fragestellungen, mit denen europäische Menschen sich seit Jahrhunderten ihrer Umwelt nähern.

Schon in der Lehrbuchphase, das heißt von Anfang an sprechen wir im Unterricht über Götter und Helden, über die antiken Sagen, über Anekdoten berühmter antiker Persönlichkeiten. Damit vermitteln wir einerseits kulturelles Bewusstsein („Wo kommen wir her?“) und andererseits stellen wir auch Antworten auf die allgemeinen Menschheitsfragen vor, die in Europa gegeben wurden („Was ist der Mensch? Was ist das Gute? Was kann passieren, wenn wir Fehler machen?). Auf einer einfachen Ebene sind Kinder von der fünften Klasse an dafür ansprechbar. Später können sie so auch an abstraktere philosophische und ethische Problemstellungen herangeführt werden. Wir sind also der Meinung, dass der Lateinunterricht in hervorragender Weise dazu geeignet ist, kulturelles Wissen zu vermitteln.

FAQs

Was sind die Vorteile von „Latein Plus“?

Das Görres unterrichtet als einzige Schule im nördlichen Rheinland-Pfalz nach dem Modell Latein Plus (= Latein plus Englisch). Das bedeutet, dass alle Schülerinnen und Schüler in der Klasse 5 fünf Stunden pro Woche Latein und drei Stunden pro Woche Englisch lernen. Das heißt, dass das Grundschul-Englisch, das bei vielen schon vorhanden ist, nicht vergessen wird. Außerdem erfahren die Schülerinnen und Schüler zwei unterschiedliche Zugangsweisen zu Fremdsprachen: Einmal den eher spontanen und kommunikativen Ansatz der modernen Fremdsprache Englisch und zweiten den eher theoretischen und analytischen Ansatz der alten Sprache Latein. Englisch ist in Klasse 5 kein Hauptfach, sondern erst in Klasse 6.

Ist das nicht zu schwer, schon in der fünften Klasse zwei Fremdsprachen zu lernen?

Nein, weil die Sprachen im Unterricht ganz unterschiedlich vorgehen: Während Englisch auf spontane Imitation und Kommunikation, das Nachsprechen und Sich-Äußern in der modernen Fremdsprache zielt, geht Latein theoretischer vor und hat als Ziel des Unterrichts die Übersetzung ins Deutsche. Daher ist die Unterrichtssprache im Fach Latein die Muttersprache Deutsch.

Außerdem können beide Sprachen voneinander profitieren: Grundsätzliche Lernstrategien (zum Beispiel Vokabellernen) werden in beiden Fächern eingeübt und gegenseitige Ableitungen erleichtern unter Umständen das Lernen neuer Wörter. Oft müssen im Englischunterricht grammatische Begriffe auch nicht neu erklärt werden, da sie oft vorher in Latein schon behandelt worden sind.

Wie kann man es schaffen, ab der Klasse 8 drei Fremdsprachen zu lernen?

Natürlich muss man sich ein bisschen organisieren, aber durch den frühen intensiven Fremdsprachenunterricht können unsere Schülerinnen und Schüler Profis im Sprachenlernen werden. Zudem stützen die Fächer sich gegenseitig: Das Französische hat das Vokabular vom Lateinischen und die gleiche Methode wie das Englische. Das Altgriechische geht ähnlich vor wie Latein und führt den Unterricht ebenfalls auf Deutsch durch.

Was passiert, wenn mein Kind Schwierigkeiten in Latein hat?

Das Gleiche wie in jedem anderen Fach auch: Die Lehrerin oder der Lehrer wird Kontakt zu den Eltern aufnehmen, sie beraten und gemeinsam mit ihnen nach individuellen Lösungen suchen. Unter Umständen kann der Besuch eines Förderkurses oder private Nachhilfe da helfen.

Welches Lehrbuch wird am Görres im Fach Latein verwendet?

Das Lehrbuch Cursus A (Buchner, Lindauer, Oldenbourg) – Näheres bei Button 2 – Unterricht

Wer unterrichtet Latein am Görres?

(Herr Henry-Thommes, Herr Klünemann, Frau Schneider, Herr Hecker, Frau Reitz, Frau Hecker, Frau Bornemann, Frau Helde-Haag, Frau Robenek, Frau Mittelberg (v. l. n. r.))
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